Der 1. Dresdner Graphikmarkt fand am 29. und 30. Mai 1976 statt.

Aus diesem Anlass schrieb der Dresdner Kunsthistoriker und Denkmalpfleger Dr. Fritz Löffler:

 

Was seit vielen Jahren ein immer gehegter, oft geäußerter und niemals erfüllter Wunsch geblieben ist, das ist endlich Wirklichkeit geworden: die Durchführung eines Marktes für Dresdener Grafik im umfassendsten Sinne. Durch Jahrzehnte gehört gerade die Grafik zu den schöpferischsten Äußerungen Dresdner Künstler. Schon die „Brücke“ begründete ihren Weltruhm vor allem durch ihre grafischen Bekenntnisse. Seit dieser Zeit hat es hier nur wenige große und kleine Meister gegeben, die nicht durch grafische Beiträge Entscheiden-des zu ihrem Gesamtoeuvre hinzufügten. Ich erinnere aus den 20-er Jahren an Oskar Kokoschka und Otto Dix. Nach 1945 war es dann Josef Hegenbarth, dieser große alte Mann der Illustrationsgraphik, dessen Oeuvre inzwischen Europa eroberte und Zeugnis von diesem besonderen Anliegen der Dresdner Künstler ablegte. Aber nach diesem historischen Impromptu nenne ich keine Namen mehr, denn was auf dem Gebiete der Grafik hier geschah, ist von solchem Umfange, daß die Heraushebung Einzelner mehr oder weniger willkürlich sich erweisen würde oder doch persönliches Anliegen wäre.

 

Der Ruf, den ersten Dresdner Grafikmarkt zu beschicken, ist an alle im Bezirk Dresden wohnenden Künstler ergangen. Bis auf wenige haben sie dieser Aufforderung auch Folge geleistet. Auf Wunsch der Leitung sind eine Reihe der verstorbenen Meister vertreten, die, als in die Gemeinschaft gehörig, nicht fehlen durften. So vermittelt die Schau eine ganz einzigartige Übersicht.

 

Die Auswahl der Einsendungen blieb jedem Künstler überlassen. Er repräsentiert sich nach eigenem Wunsch und Ermessen. Damit verwirklicht der Grafikmarkt zum ersten Male auch eine juryfreie Schau.

 

Wer sich je mit den druckgrafischen Künsten beschäftigte, wird die Liebe verstehen, mit der sich so viele ihrer Freunde in leidenschaftliche Sammler verwandelten. Seien das nun die klassischen Techniken, die Lithografie, bei der auf dem Stein der Stift und die Feder leicht dahingleiten, die Radierung, in deren Metallplatte die Nadel mehr oder weniger mühsam gräbt, oder der Holz- und Linolschnitt, in dessen Vorlagen das Messer schneidet, immer vermitteln die schwarz-weißen oder farbigen Resultate nach dem Druck aufregende Ereignisse. Die modernen Techniken, wie der Siebdruck, stehen ihnen nicht nach.

 

Durch die Natur der Druckgrafik als einer vervielfältigenden Technik bleiben die Preise auch bescheidener als für Zeichnungen und Aquarelle, ohne daß ihnen durch das Verfahren etwas von ihrer Originalität genommen wird. So sind sie auch für jeden erreichbar und bezahlbar. Das scheint noch immer nicht genügend bekannt zu sein. Damit bleibt zu hoffen, daß es dem ersten so weit gespannten Dresdner Grafikmarkt gelinge möge, zu den vielen alten Grafikfreunden viele neue zu gewinnen, so daß er auch in den folgenden Jahren fortgesetzt werden kann.